Ob es nun die alten Kung-Fu-Filme waren, Bruce Lee, Emma Peel in "The Avengers" (späte 60ger [Diana Rigg]),
Major Bennett Marco in "Botschafter der Angst" (1962 [Frank Sinatra]) oder ein Karate-Lehrgang 1963 in
Bad Godesberg mit Jürgen Seydel, irgendetwas veranlasst Menschen, sich für Kampfkünste zu interessieren.
Oder man schickt Botschafter für Kampfstile in die weite Welt.
1965 sandte die koreanische Regierung das National Taekwondo "Goodwillteam" nach Europa, um
diesen Kampfstil in Europa und in der Welt bekannt zu machen. Es war eine 5-köpfige
Großmeister-Delegation mit General Choi, Hong-Hi–Han, Cha-Kyo–Park, Jong-Soo–Kwon, Jae-Hwa–Kim, Joong-Geun.
Die ältesten Karatevereine in Saarbrücken waren dann das Karate-Dojo Saarbrücken und das Hiroshi Shirai Saarbrücken,
die Ende der 60ger gegründet wurden. Das Karate-Dojo Saarbrücken (Rotenbühl) ist heute der älteste noch existierende Karateverein
im Saarland.
Vielleicht ist es nicht übertrieben, wenn man das Nauwieser Viertel als Kung-Fu-Viertel bezeichnen würde.
Das müssen uns andere Städte erst einmal nachmachen. Schließlich fand man hier schon
in den 70ern Schulen verschiedener Kampfstile in einem Stadtviertel. Diese hatten eine starke Ausstrahlung
über das Saarland hinaus.
1973 ging es in der Försterstraße 12 (Hinterhof) mit dem Karatezentrum der Brüder Horst und Bernd
Hinschberger im Nauwieser Viertel los. Sie trugen damals den 2. Dan in Karate. Das Saarland und Saarbrücken
waren Karate-Hochburgen im Bundesgebiet. 1973 wurden die Europameisterschaften im Karate im Saarland ausgetragen.
Bekannte Karate-Meister wie Hirokazu Kanazawa, Hiroshi Shirai und Hideo Ochi konnte man zu dieser Zeit
öfter in Saarbrücken treffen.
Der Polizeiausbilder Gerhard Becker war 1971 maßgeblich daran beteiligt das Jiu-Jitzsu
im Polizeispotverein Saarbrücken (PSV) zu etablieren. Jahre zuvor trainierte der Polizeisportvereine
im Nauwieser Viertel schon Judo.
Das Asia Institut wurde 1977 in der Försterstraße 27 (Hinterhof) von Dong Pyu Park gegründet.
Damals wurden Jin-Oh Ra und andere vom Asia Institut eingeladen, um hier Taekwondo und Hapkido zu trainieren.
Sie alle waren schon hochgraduierte Danträger. Dong Pyu Park, Kil-Do Park oder Choy Chae Gyn konnte man
im Nauwieser Viertel treffen und von ihnen lernen.
Auch der Oh-Do Tae Kwon Do e.V. war in der Försterstraße 27.
Dort trainierte man neben Taekwondo weitere asiatische Kampfstile.
Nachdem das Wing Chun Kuen, damals noch eine recht unbekannte chinesische Kampfkunst (vor allem in Europa),
in Kiel 1976 bekannt gemacht wurde, wurde zeitnah eine Schule für Wing Tsun (WT) in der Turnhalle der Rotenbergschule
(heute Max Ophüls) von Michael Fries eröffnet.
Thomas Mannes, der zuvor u.a. in der bekannten Karateschule von Ulrich Buss (gestorben 2023) in Klarenthal trainierte,
eröffnete seine erste WT-Schule im Distrkt Bruchwiese (138) und einige Jahre später seine Schule in der
Försterstraße 12. Das Wing Chun Kung Fu ist heute weltweit bekannt.
Die beiden Freunde Bernd Rathey und Wilhelm Blech aus Ottweiler machten ihre ersten Gehversuche im Wing Chun
Ende der 70er unter der Anleitung von Michael Fries im Nauwieser Viertel in der Rotenbergturnhalle.
Beide hatten einen großen Einfluss auf den weiteren Lebensweg vieler Schüler im Saarland und teils in ganz Europa.
Sogar Bruce Lees erster Schüler (er traf Bruce Lee 1959 in Seattle, USA) und Assistant Instructor Jesse Raymond Glover besuchte das Nauwieser Viertel.
In der Turnhalle der Rotenbergschule gab er in den frühen 80ern Einblicke in seine Kampfkunst-Ideen. Davon drei Fotos:
Jesse Glover, Keith Kernspecht, Schüler von Glover, Karl Krämer (Copyright: Karl Krämer)
Ab den 80ern gab es beim Turnerbund St. Johann von 1847 e.V. (TBS) Judo und Jiu-Jitsu,
damals auch noch in der alten Turnhalle am Landwehrplatz.
Gilles de Chénerilles unterrichtete beim TBS in der Neikeshalle (heute Nauwieserhalle) und in
einer Turnhalle der Rotenbergschule . Er fing 1970 mit Aikido an und kam 1983 nach Deutschland. Heute hat er den 8. Dan in Aikido und ist Landestrainer des
Saarlandes. Sein Sakura-Dojo
befindet sich heute in der Dudweiler Landstraße.
In den 80ern war das Wing Chun schon so bekannt, dass es sogar Vorführungen am Sankt Johanner Markt gab. Das Bild rechts
zeigt Schüler von Wilhelm Blech.
Bernd Mathieu gründet 1992 in der Nauwieserstraße 19 seine Tai-Chi-Schule
und trainiert dort ca. 2 Jahre seine Kampfkunst. Dann zieht die Schule in das Sakura-Dojo und später auf den Innovationscampus Saar.
Heute finden wir in der Försterstraße 27 ein großes Tor von Arbeitskreis Betreutes Wohnen e.V.
Dahinter ein Durchgang zum Innenhof. Hier macht niemand mehr Kung Fu.
In der Försterstraße 12 gab es später Escrima, Kampfsport mit Markus und noch später bis heute
hat dort Ralf seine Schule für Tai Chi, Qi Gong und Meditation.
Das Karate Dojo Saarbrücken
befindet sich heute am Rotenbühl.
Andere betreiben auf dem Max-Ophüls-Platz Shaolin-Meditation
und im Echelmeyerpark gibt es kostenloses Training in Selbstverteidigung.
Und auch der TBS bietet weiter Kampfsport in der Nauwieserhalle im Viertel an.
Und nur wer stetig und diszipliniert an etwas arbeitet (Übersetzung für Kung Fu),
wird eines Tages ein Meister. Das wissen auch Bernd und Horst Hinschberger (Karate), Ko Yun Bok (Teakwondo),
oder Choy Chae Gyn (Tai Chi Tang Lang).
Im Echelmeyerpark
mehr
Das Nauwieser Viertel war immer schon etwas Außergewöhnliches, besonders galt dies aber für den Kampfsport und die Kampfkunstszene in den 70ern. Viele Kampfkunst- und Kampfsportenthusiasten hatten damals hier ihren ersten Kontakt mit dem Thema oder machten ihre ersten Schritte.
Süden: Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße
Westen: Dudweiler Straße
Norden: Bahnstrecke zwischen Dudweiler Straße und Martin-Luther-Straße
Osten: Egon-Reinert-Straße