Die Pädagogisch-Soziale Aktionsgemeinschaft e.V. oder einfach nur PÄDSAK
entstand 1971 aus einer Bürgerinitiative gegen soziale Missstände in Saarbrücken.
Das Tätigkeitsfeld ist der Stadtteil Wackenberg in Saarbrücken/St. Arnual.
Die PÄDSAK unterhält heute einen Frauentreff, macht offene Kinder- und Jugendarbeit, Sozialberatung
und vieles mehr. Dort arbeiten Ende der 70er Jahre die Erzieherin Gabi, der Lehrer Klaus und der Zivi Jürgen.
Nach ihrer Arbeit in der PÄDSAK überlegen sich die drei, was sie beruflich als Nächstes machen.
Im recht jungen Distrikt 132 gab es zu dieser Zeit kaum Cafés und so überlegten die drei sich, im
Nauwieser Viertel ein Café zu eröffnen.
Gaststätten gab es dort schon: So das "Bingert" vom Paul, die "Insel" und "Die Spritz" in der Nauwieserstraße,
eine "Bitburger Pils Stube" in der Schmollerstraße und das "Come Back" und das "Förstereck" in der Blumenstraße -
um nur ein paar zu nennen.
Vereinzelt fand man Cafés: das "Café Heil" in der Dudweilerstraße und in der Cecilienstraße das "Café Schubert".
Doch war es insgesamt im Distrikt 132 recht mau um Cafés bestellt.
In der Försterstraße 22 wurde man fündig. In der Nachbarschaft, in der Cecilienstr. 15 gab es zu dieser Zeit schon das Gambling Haus. Hier eröffnete dann 1988 das "Ubu Roi". In der Försterstraße 22, in der schon ein Pianofachgeschäft in den 50er Jahren war , ein Eiergroßhandel bis in die 70er und dann ein Tapetengeschäft, wollte man nun eine Alternative zu "normalen" Cafés eröffnen. Es sollte günstig sein, Versammlungsmöglichkeiten bieten und Raum für Ausstellungen. 1979 begann man mit den Umbaumaßnahmen in Eigenleistung, bezahlte dafür aber keine Gehälter. Das wenige Geld, das man hatte, wollte man in das neue Café stecken. Doch wie soll so ein alternatives Café heißen? Einfach ist die Namensfindung nicht, denn ein Name transportiert Ideen. Und die Ideen zum neuen Café lagen auf der Hand. Es sollte alternativ sein, Treffpunkt für verschiedenste Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und viele Ideen der 68er sollten in das Café, das als Kollektiv geführt werden soll, einfließen. Vielleicht eine Hoffnung nach der Umsetzung einer konkreten Utopie?
In der Bibel (AT) beauftragte Gott einen Mann, den schlechten Bewohnern in Ninive zu predigen.
Doch der Mann hatte Angst vor den Bewohnern und floh in die entgegengesetzte Richtung, bestieg ein Schiff, und
Gott brachte ein Unwetter. Im Verlauf der Erzählung wird der Mann von einem großen Walfisch verschlungen,
in dem er einige Tage verbrachte. Doch Gott rettete ihn, der Wal spuckte den Mann aus
und dieser, wie neugeboren aus dem Bauch des Wals, vollendete seinen Auftrag.
Die Geschichte geht positiv aus, denn die Bewohner änderten sich zum Guten.
In vielen Mythen und Erzählungen finden wir ähnliche Symbole. Walfische und andere Wesen mit großen Bäuchen, aus
denen etwas Neues geboren wird - etwas Positives entsteht.
Ende der 70er schauen Gabi, Klaus und Jürgen einen Film, der 1975 gedreht wurde.
Schon im Titelvorspann wird mit einem Bibelzitat auf die Walerzählung Bezug genommen:
"Nehmt mich und werft mich ins Meer. […] Denn ich weiß, dass solch groß Ungewitter über euch kommt um meinetwillen".
Dieser Film berichtet von 8 Menschen auf einem Bauernhof und deren Hoffnungen nach der
sogenannten "68er Revolution". Dort versuchen sie, zumindest im Kleinen den
Geist der 68er-Bewegung in die 70er Jahre hinüberzuretten. Ihr Hoffnungsträger ist das noch ungeborene Kind
im Bauch von Mathilde.
Wenn es ein Sohn wird, soll er heißen wie der Prophet, der im Bauch eines Wales überlebte.
Es soll einmal in ein besseres Jahrhundert hineinwachsen.
Alle fühlen sich dem am Ende des Films geborenen Knaben als ihrem gemeinsamen Kind verbunden,
und auf ihm ruht die Hoffnung auf das Einlösen der Versprechen der 68er Revolte.
Ein Film über Hoffnungen und die Suche nach einer konkreten Utopie.
In dem Film heißt es: "Er wird Jonas heißen. Jonas wird aus deinem Bauch kommen. "
Und so stand für die drei fest, das neue Café im Viertel soll "Jonas" (hebräisch "Taube") heißen.
Dann, im April 1980, war es soweit. Das neue Café wurde in der Försterstraße 22
als Einzelunternehmen mit Klaus Momper als Inhaber eröffnet.
Dort arbeiteten ab diesem Zeitpunkt Gabi, Klaus, Jürgen, Vera und Lisa.
Intern war es ein Kollektiv und wie in vielen anderen selbstverwalteten Unternehmen
aus der Zeit, war man eher kapitalimuskritisch, wollte eine
gleichmäßige Verteilung von Rechten und Pflichten; es sollte Lohn nach Bedarf ausgezahlt werden,
manche arbeiteten ehrenamtlich und einige mit vollem Gehalt. Das klingt ein wenig wie die Utopie
der Menschen aus dem Film "Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt ist".
Doch es klappte, das Café wurde gut angenommen und nach den kritischen Anfangsjahren,
in denen nicht alles so rund lief, wie man es sich erhoffte, und sich auch gemeinsame Wege trennten,
wird das Café bis heute weiter von Gabi und Thomas geführt. Es bekam auch einen neuen Namen.
Jetzt, mit der neuen Unternehmensleitung, nicht mehr als Kollektiv, aber immer
noch mit vielen schrillen Ideen der 68er im Hinterkopf, wurde das Café in "Schrill" umbenannt.
Schrill wie ein kleiner Pumuckel, den man seit langer Zeit hier finden kann,
schrill wie Gabi und Thomas, die hier seit etlichen Jahren von ihren Stammbesuchern
immer wieder gerne aufgesucht werden. Einfach nur für einen Kaffee, ein gutes Frühstück, ein Stück
Kuchen oder ein leckeres Mittagessen. Das Schrill ist auch heute noch
ein "einfaches" Café. Keine Ledersitze, keine Öko-Holz-Einrichtung von der Stange,
kein Chichi- oder Lounge-Charakter - eben echt und authentisch.
Siehe auch Café Exodus.
Süden: Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße
Westen: Dudweiler Straße
Norden: Bahnstrecke zwischen Dudweiler Straße und Martin-Luther-Straße
Osten: Egon-Reinert-Straße