Sie eröffneten im Jahr 1982 den Fahradladen in der Blumenstraße 40 im Nauwieser Viertel.
Ihr Ziel ist nicht der große Profit, sondern eine Arbeit in demokratischer Selbstverwaltung.
Selbstverwaltung ist die Kontrolle von Projekten und Betrieben durch basis- oder räte-demokratisch organisierte Gruppen.
In der Regel sind es Kollektive. In der Alternativbewegung sind es Unternehmen, die von den Mitarbeitern in kollektiver
Selbstverwaltung geleitet werden. Die Unternehmen sind hierarchiefrei und basisdemokratisch.
Entscheidungen werden gleichberechtigt und meist nach dem Konsensprinzip getroffen. Auch die Entscheidungen im Fahrradladen
werden einstimmig getroffen, auch wenn dies etwas länger dauert.
Konsumkritisch sind sie auch: das tagtägliche Konsumverhalten soll geändert werden, indem man möglichst hochwertige Komponenten
und langlebige Räder und Ersatzteile anbietet. Eine kleine Werkstatt, die es dem Kunden erlaubt, selbst
Hand anzulegen, und Kurse, in denen er grundlegende Zusammenhänge erlernt, zeichneten den Fahrradladen in der Anfangszeit aus.
Doch es war nicht einfach und um das Geld für die nötigen Investitionen zusammenzubekommen, beantragte man damals auch Darlehen.
Dann der Umzug in die Nauwieserstraße 19: Der Fahrradladen ist nun Teil des Kultur- und Werkhof
Nauwieser19.
Das Konzept hat sich nicht geändert, man will qualitativ hochwertige Räder und Zubehörteile zu einem guten
Preis-Leistungs-Verhältnis verkaufen. Auch soziale und ökologische Faktoren spielen weiter eine wichtige Rolle:
wo kommen die Räder und die Komponenten her, wie werden sie hergestellt und wie werden die Menschen bezahlt?
Es wurde ein Stundenmodell entwickelt, welches festlegt, wie viele Stunden gearbeitet wird und wie
man sich die Arbeiten aufteilt. Die Arbeitsbereiche sind Beratung und Verkauf, Service und
Reparatur in der Werkstatt, Einkauf, sowie dispositive Arbeiten, also Aufgaben der Unternehmensführung mit Planung,
Organisation und Kontrolle. Dabei setzte man auf eine lose Arbeitsteilung.
Inzwischen wurden die anfänglichen Selbstreparaturtage und Selbsthilfekurse abgeschafft. Man merkte scheinbar, dass
man damit nicht kostendenkend arbeiten konnte oder die Gewinne nicht so hoch ausfielen. Und nachdem Axel, Siegfried, Siggi, Thomas
und Rudi nicht mehr im Fahradladen arbeiteten, ging das Unternehmen den Weg, den viele anfänglich
kapitalismus- und konsumkritische und selbstverwaltete Unternehmen gingen: Es wird
ein ganz "normales" Unternehmen ohne sonderlich gesellschaftskritische Konzepte
oder Strukturen. Heute werden im Fahrradladen einfach Räder verkauft.
Demokratische Selbstverwaltung, Selbstreparaturtage, Alternativbewegungen und günstige Preise sind Vergangenheit.
Und während man früher einfach mal mit einem nicht unbedingt dort gekauften Rad vorbeifuhr, weil z.B. die Kette klemmte und es
dann hieß: "Hier, da hast du das Werkzeug, du musst einfach nur hier und dort schrauben", heißt es
heute auf der Webseite (05.02.2024): "Leider können wir Reparaturaufträge nur nach Terminvereinbarung
und nur für Fahrräder und Pedelecs entgegennehmen, die aus unserem eigenen Verkauf stammen. Vielen Dank für euer Verständnis."
Süden: Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße
Westen: Dudweiler Straße
Norden: Bahnstrecke zwischen Dudweiler Straße und Martin-Luther-Straße
Osten: Egon-Reinert-Straße