Alte Gebäude im Nauwieser Viertel Saarbrücken Saarland. Wenig zerstört im Krieg

Kleine Plätze, große Plätze

Einmal durch's Nauwies

Im Distrikt 132 Nauwieser Viertel haben wir heute folgende Plätze, Grünanlagen und Parkanlagen:
Grünanlage beim Evangelischen Krankenhaus, Bolzplatz Martin-Luther-Straße, Kirchgarten der Johanneskirche, Max Ophüls Platz, Landwehrplatz und Echelmeyerpark. Falls etwas fehlt, bitte melden.

Wir gehen die Plätze nun durch und fangen bei den Plätzen an, zu denen noch wenig Daten vorliegen oder die recht klein oder weniger von Bedeutung sind.

1. Grünanlage Evangelisches Krankenhaus

Direkt hinter dem Gebäude Paul-Marien-Stift (erbaut ab 1878) und dem ehemaligen Evangelischen Krankenhaus finden wir einen kleinen Park. Meist sind dort wenig Menschen und da der Park neben der gut befahrenen Egon-Reinert-Straße liegt, ist es nicht sonderlich ruhig. Die Egon-Reinert-Straße wurde benannt nach dem ehemaligen Ministerpräsidenten des Saarlandes (1957 bis 1959). Wir finden die Straße auf einer Karte von 1963. Sobald wir genauer wissen, wann diese Straße den Namen bekam, findet ihr es hier. Google Maps

2. Bolzplatz Martin-Luther-Straße

Wann der Bolzplatz, das Basketballfeld und die Tischtennisplatte angelegt wurden, wissen wir nicht genau. Wir nehmen an, dass der Bolzplatz nach dem Bau des Siemensgebäudes 1966 angelegt wurde. Die weiteren Anlagen sind aus den frühen 2000ern. Das Siemensgebäude des renommierten Architekten Peter C. von Seidlein diente bis 2010 der Siemens AG als saarländischer Stützpunkt in Distrikt 132. Die Sportanlage ist eine der wenigen Anlagen der Innenstadt, bei denen es kaum oder gar keine Beschwerden wegen Lärmbelästigung gibt. Nebenan trennt der Bahndamm das Nauwieser Viertel zum Rotenbühl Distrikt und die gut befahrene Martin-Luther-Straße ist auch nicht leise. Google Maps

3. Kirchgarten der Johanneskirche

Die Johanneskirche ist eine im Jahr 1898 fertiggestellte evangelische Kirche im Nauwieser Viertel. Der Kirchgarten, so wie wir ihn heute vorfinden, wurde im Jahr 2003 fertiggestellt. Der eingezäunte Bereich mit sieben goldenen Toren aus Blattornamenten umfasst einen Springbrunnen, einen alten Kastanienbaum und ein niedriges Labyrinth aus Buchsbaum. Auf Luftaufnahmen von 1929 lässt sich erahnen, dass die Gartenanlagen um die Kirche früher von allen Seiten offen waren und man sich nicht ausgesperrt fühlte. Bilder von heute und Google Maps.

4. Max Ophüls Platz

Der Max Ophüls Platz ist ein circa 50 mal 30 Meter großer Schotterplatz umsäumt von Platanen. Diese spenden den nötigen Schatten und der feine Schotter ist der ideale Belag für ein Boulespiel oder das Training von Shaolin-Meditation. Denn Boulespieler und Shaolinmönche trifft man öfter an dieser Stelle im Nauwieser Viertel an. Weitere Aktionen, die hier stattfinden, sind das Nauwieser Frühstück (Picknick) und der Nachbarschaftsflohmarkt. Die Inititiative Nauwieser Viertel und der Kultur- und Werkhof Nauwieser19 hatten 2014 Tische und Bänke organisiert und das Amt für soziale Angelegenheiten der LHS unterstützte die Frühstücksaktion. Frühstück und Flohmarkt finden weiterhin regelmäßig statt. Natürlich wird der Platz auch beim Nauwieser-Viertel-Fest genutzt. Dann steht hier eine große Bühne und es gibt Musik, Bier und leckeres Essen. Weil dem Platz (abgesehen von den Bäumen) ebenso weiteres Grün fehlt wie dem Landwehrplatz, kann man ihn sicher eher schlicht nennen und Bezeichnungen wie Grünanlagen oder Parkanlage würden einem nicht in den Sinn kommen. Daher trifft man hier in der Regel auch keine Familien, die hier länger mit ihren Kindern verweilen.

Früher hieß der Platz für lange Zeit Nauwieser Platz. Unser erste Kartenfund ist von 1931. Nauwieser Platz ist ein treffender Name, denn nahe beim Platz (oben/rechts) waren die Bereiche "Die Nauwies" und "Auf der Nauwies". Erst viel später (wohl um 1990) wurde er zu Max Ophüls Ehren umbenannt. Ein kleiner Teil (dort wo der Kinderspielplatz ist) und die dortige Straße tragen heute noch den alten Namen Nauwieserplatz.

5. Landwehrplatz

Der Landwehrplatz ist ein großer weiter Platz von circa 95 mal 95 Meter. Ein Teil des Platzes ist Parkplatz für Autos, der andere Teil ist für den Verkehr gesperrt und man findet ein Basketballfeld mit zwei Körben. Das Basketballfeld wird rege genutzt und in den Schulpausen ist hier wirklich viel los. Der restliche Raum ist meist leer und wenn hier keine Veranstaltungen sind, hält sich dort auch kaum jemand auf. Er ist also auch weder Park noch Grünanlage und im Sommer richtig heiß.

Die älteren Gebäude am Landwehrplatz sind eine ursprüngliche Turnhalle von St. Johann (1897), die alte Feuerwache und eine Schule. Die Alte Feuerwache ist heute eine Spielstätte des Saarländischen Staatstheaters und war vorher die Turnhalle des TBS und Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr. Das Gebäude steht als Einzeldenkmal unter Schutz. Die Schule am Landwehrplatz trägt seit 1973 den heutigen Namen Otto-Hahn-Gymnasium. Früher war es allerdings die Königliche Provinzial-Gewerbeschule Saarbrückens. Das von 1902 bis 1904 von Wilhelm Franz erbaute Schulgebäude steht heute unter Denkmalschutz. Der fast vollständig versiegelte Landwehrplatz ist ein Negativbeispiel in einer Stadt, die gerne eine Schwammstadt wäre. In einer Schwammstadt möchte man möglichst viel anfallenden Regen bzw. Oberflächenwasser vor Ort aufnehmen und speichern, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten. Ähnliches gilt für den Platz bei der Kongresshalle, den Bereich an der Berliner Promenade, bei der Modernen Galerie oder den Bereich beim Haus der Wirtschaftsförderung. Auch hier ist nicht der Treffpunkt von Familien mit Kindern.

6. Echelmeyerpark

Der Echelmeyerpark wurde benannt nach Alois Echelmeyer. Es ist die einzig echte große Parkanlage mit Wiesen, altem Baumbestand und reduzierter Geräuschkulisse im Nauwieser Viertel. Der Echelmeyerpark entstand 1923 auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs am Rotenberg, der 1883 geschlossen wurde. Da hier auf dem Berg die Gebrüder Mügel ab dem 19. Jahrhundert eine Brauerei hatten, wurde der Berg im Laufe der Zeit Mügelsberg genannt.

Eingerahmt wird der Bereich durch die Mügelsbergschule im Westen. Die Schule wurde zwischen 1952 und 1962 nach Plänen des Stadtbaudirektors Peter Paul Seeberger erbaut. Im Norden ist die Straße "Am Mügelsberg" (früher Leibnizstraße; hier finden wir damals in der Nummer 21 den Josephstift), im Osten die "Kantsstraße" und im Süden die "Schumanstraße". Am 27.09.1924 wurde die römisch-katholische Kirche St. Michael feierlich mit der Weihe eröffnet. Sie liegt südwestlich am Rand des Parks und wurde in den Jahren 1923 bis 1924 nach Plänen des Architekten Hans Herkommer erbaut.

Die Friedhofskapelle wurde vom Kommunalbaumeister C. Hild aus Saarbrücken erbaut. Viele nennen sie heute "Tempel". Nachdem sie als Kapelle und Leichenhalle ausgedient hatte, stand sie leer. In den circa 100 Quadtratmetern wohnte wohl ein Gärtner und angeblich sogar mal die Leiterin der Marienschule mit ihren Kindern. Einige Jahre lang, ab Frühjahr 1977, wurde darin das Einzimmertheater der Gruppe 63 (Gründung 1963) betrieben. Auch die Funker der Ortsgruppe des DARC waren in dem Gebäude und lagerten Geräte, Antennen und anderes Equipment. Es waren dann die Theaterleute und die Funker, die den Tempel renovierten und ausrüsteten. Nachdem die Räume zuvor mit Ölbrennern beheizt wurde, baute einer der Funkamateur eine Zentralheizung ein. Die Kosten übernamen die Funker selbst. Da das Gebäude über eine innenliegende Dachentwässerung verfügt, breitete sich trotz besserer Heizung der Schimmelpilz in den Wänden aus. Als dann die Stadt die Miete deutlich erhöhen wollte, kündigen die Funker den Vertrag.

Am 30.09.2022 musste das legendäre Café ZING von Awa Taban-Shomal im Nauwieser Viertel schließen. Der Wunsch vieler, dass das Zing eine weitere Chance im Tempel haben könnte, ging nicht in Erfüllung. In der Nachbarschaft regte sich Unmut und es entstand eine Gegenbewegung, die die Nutzung des Tempels als Raum für Gastronomie grundsätzlich in Frage stellt. Gründe sind u.a. das Mehr an Lärm und zugeparkte Flächen. Viele der Anwohner freuen sich allerdings auch auf eine Belebung und Aufwertung des kleinen Parks auf dem Mügelsberg. 2023 wird berichtet, dass die Himbeer & Reklame GmbH, die in Saarbrücken mehrere Cafés und Restaurants (z. B. "Johanna", "Zapata", "Fredrik") unter der Geschäftsleitung Oliver-Steffen Häfele betreibt, in den Tempel möchte. Die einen sehen darin eine Bereicherung und Aufwertung des Parks und auch die Chance, die Friedhofskapelle von innen zu sehen und dass diese so auch weiter gepflegt wird. Andere, vor allem Anwohner, fühlen sich eher gestört.

Im Park gibt es einige Stelen, Denkmäler und Mahnmale. So gab es ein Gedenkstein, der an sechs Kinder erinnerte, die 1862 bei einem Brand in Sankt Johann ums Leben gekommen sind. Leider ist dieser Stein verschwunden.

Heute noch vorfinden können wir eine Stele für die im 1. Weltkrieg Gefallenen des 3. Unter-Elsässischen Infanteriregiments 138. Es sind eine Skulptur und eine Mauer aus dem Jahr 1961. Was die Skulptur eines sitzenden Menschen bedeuten soll, ist unbekannt.

Ein Regiment (lateinisch regimen "Lenkung", "Herrschaft", "Regierung") ist eine militärische Formation mit einer Truppenstärke von etwa 1.000 bis 3.500 Soldaten. Das 3. Unter-Elsässische Infanterieregiment Nr. 138 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee. "Infanterie" ist ein veraltetes Wort für Fußvolk. Es ist durch seine Standorte mit der Geschichte des französischen Grand Est in der ehemals deutschen Region Lothringen verbunden. Das Regiment bestand von März 1887 bis zur Auflösung im März 1919.

Die Inschrift auf der Mauer ist: "Den im Kriege gegen Frankreich 1870/71 gefallenen hier bestatteten tapferen Deutschen Kriegern. 1. Weltkrieg: Die dankbaren Bürger St. Johanns. 1914 - 1918 3. Unterelsässisches Infanterieregiment 138. Lagarde Nancy Épinal Nyemen Armantières Oesel Artois Postawy Aisne Riga Vouziers Masuren Champagne Reims Moon Galizien Augustowo Flandern Maas Wilna Oise Lothringen Soissons Somme. Es Starben 98 Offiziere 316 Unteroffiziere 2456 Mannschaften IR 138 1887 - 1906 Strassburg I. Els. 1906 - 1918 Dieuze i. Lothr."

Wann genau der Spielplatz im Echelmeyerpark angelegt wurde, ist bisher nicht bekannt. Er befindet sich heute direkt hinter dem Tempel. Auf alten Luftaufnahmen von 1977 scheint dort schon ein von kleinen Büschen eingerahmer Bereich zu existieren. Daher könnte der Spielplatz dort 1977 schon existieren. Auf den Luftaufnahmen von 1953 erkennt man nichts Genaues.

Der Park wird heute vornehmlich zum Entspannen und von Familien genutzt, die mit ihren Kindern den Spielplatz besuchen. Manchmal findet man hier Slackliner, die zwischen Bäumen das Balancieren auf einem speziell gefertigten Band üben. Eine andere Gruppe, die sich für Kampfsport interessiert, trifft sich hier zum gemeinsamen Kung Fu-Training. Der Echelmeyerpark im Nauwieser Viertel ist damit die einzige größere Parkanlage, die etwas abgelegen vom Verkehr einen ruhigen und naturnahen Ort bietet zum Entspannen.

Das Nauwieser Viertel Saarbrücken Saarland - Plätze und Parks zum verweilen

Begrenzungen Nauwieser Viertel

Süden: Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße
Westen: Dudweiler Straße
Norden: Bahnstrecke zwischen Dudweiler Straße und Martin-Luther-Straße
Osten: Egon-Reinert-Straße