Von neuen Wiesen zum Stadtviertel
Das Nauwieser Viertel in der Landeshauptstadt ist ein Viertel des Saarbrücker Stadtteils St. Johann. St. Johann war erst
selbstständiger Ort, der sich 1909 mit Saarbrücken und Burbach-Malstadt zur heutigen Stadt Saarbrücken vereinigte.
Das Sumpfgebiet Nauwies wurde trockengelegt ( mehr dazu) und die Nauwieserstraße war der einzige Pfad durch den Sumpf von Sankt Johann.
Ein Teil der Nauwieserstraße wurde 1951 in Martin-Luther-Straße umbenannt.
Ausgehend von diesem Sumpfweg wuchs das übrige Straßennetz des Gründerzeitquartiers, welches von alteingesessenen
Bewohnern auch Chinesenviertel genannt wird. Bei den in der Zeit zwischen 1860 und 1920 errichteten Häusern handelt es sich häufig
um den Historismus (Gründerzeit) als dominierenden Architekturstil. Dies kommt im Nauwieser Viertel besonders
im Bereich der mittleren Nauwieserstraße und der oberen Blumenstraße klar zum Ausdruck.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Viertel zunehmend.
In den 1970er Jahren erfreuten sich besonders Studenten an den günstigen Altbauwohnungen sowie an der vielfältigen Kneipenkultur.
Heute sind die Mieten für Anwohner, aber besonders für Gewerbetreibende extrem hoch.
Ein SR-Bericht heißt "Das Nauwieser Viertel zwischen Gentrifizierung und kulturellem Leben"
Ab 1980 gab es im Viertel Drogenprobleme, Beschaffungskriminalität und Prostitution.
Das Viertel hatte einen schlechten Ruf und das Straßenbild im Viertel war geprägt durch alte baufällige Häuser.
Ab dem Jahr 2000 gab es einen Umschwung. Wegen des städtischen Sanierungsprogramms begann eine Phase umfangreicher
Bau-und Sanierungstätigkeiten. Das Nauwieser Viertel wurde beliebtes Ausgeh- und Wohnviertel.
Landwehrplatz und Max-Ophüls-Platz (früher Nauwieser-PLatz) wurden grundlegend umgestaltet.
Die Drogenszene konnte völlig aus dem Quartier verdrängt werden. Das Straßenbild verschönerte sich und der Ruf
verbesserte sich. So konnte sich eine eigene Kneipen- und Ausgehkultur entwickeln.
Für viele ist es das Kneipenviertel in Saarbrücken.
Im Laufe der Zeit sind alte
Gasthäuser, Kneipen und Bars verschwunden und neue machten auf. Hier ein paar, die es nicht mehr gibt:
Dr. HC, Femina Bar, Bar Rumpelkammer, Karlsbergklause, Bäckerei Schauß, Zum Nauwieserplatz,
Bürgerstube, Zum Sultan, Alte Bier-Stub, Hashimoto,Fleure de bière, Café et al, Kater Carlos, Billardklause,
family Cafe, Zing, Blue Moon, Uff de Nauwies, usw.
Inzwischen sind die Mieten weiter gestiegen und Geschäftsräume stehen immer wieder leer
(wie inzwischen auch im Rest der Innenstadt).
Während in den frühen Jahren das Viertel eher alternativ daherkam, streben andere Bürger eine edel gestylte
Shoppingmeile an. Durch die Anti-Raucher-Gesetze hat sich der Lärm auf den Straßen wieder seinem altgewohnten Pegel angepasst.
Waren es früher Alternative, die auf den Straßen krakeelten, findet man heute gesetzlich aus den Kneipen Vertriebene, die im Freien
ihren Spaß haben wollen - beziehungsweise müssen.
Auch im Viertel finden sich die Kirche St. Michael und der Echelmeyerpark ( Alois Echelmeyer 1912 bis 1929 Pfarrer
in St. Johann) auf dem Mügelsberg. Dort war früher der Friedhof Gottesacker.
Die Kirche St. Michael ist eine römisch-katholische Kirche, die von 1923 bis 1924 nach Plänen des Architekten Hans Herkommer erbaut wurde.
Der Mügelsberg erinnert an die Familie Mügel und deren Brauerei. Nicht umsonst heißt eine Straße in der Nähe Brauerstraße.
Der Echelmeyerpark ist eine kleine und ruhige Oase in Saarbrücken. Neben Slaklinern, Kindern auf dem Spielplatz und Sonnenhungrigen
im Gras trifft man auch Leute, die mitten im Park Kampfsport trainieren.
Das Nauwieser-Viertel ist ständig in Bewegung und auch heute noch ein beliebtes Viertel für Jung und Alt.
Es ist bekannt für seine einerseits "offenen Bewohnerinnen und Bewohner" (Quelle: tourismus.saarbruecken.de 9.8.2023)
und die andererseits Genervten, die innerhalb weniger Monate 52 Anzeigen aufgeben, weil es ihnen zu laut zuging
(Quelle: SZ 24.9.2021). Ein Einerseits-Andererseits-Distrikt in Saarbrücken eben.
Wenn wir das Schöne bewahren und die Zukunft positiv und nachhaltig gestalten, wird das Viertel auch
in den kommenden Jahren seinen (alten) Charme behalten.
Ein sehr altes Viertel in St. Johann.
Hier auf einer modernen Karte.
Süden: Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße
Westen: Dudweiler Straße
Norden: Bahnstrecke zwischen Dudweiler Straße und Martin-Luther-Straße
Osten: Egon-Reinert-Straße